(12.8.1930 – 3.4.2011) war ein südburgenländischer Zeichner. Seine Kindheit verbrachte er in der kleinen Landwirtschaft seiner Eltern in Stegersbach-Bergen. Dort, so erinnerte er sich aus Anlass seines 65. Geburtstags, „gab es nur äußerst selten etwas Bargeld, dafür aber wichtige Impulse für die Entwicklung, für Phantasie und Geist. Es gab viel zu lesen und anzuschauen. Mein besonderes Interesse galt den Illustrationen. Meine Eltern lasen selber gerne, wann immer sie Zeit dazu fanden. Auch ungarische Lektüre war darunter. Mein Vater verstand recht gut Kroatisch, weil seine Mutter eine geborene Zwitkowits war.“
„Toleranz war bei uns sozusagen kein Fremdwort, und Gastfreundschaft wurde großgeschrieben. Die Familienüberlieferung wußte von steinreichen geadelten Verwandten in Deutschland zu berichten (von Hammerherren in der Oberpfalz), von Begebenheiten aus der Türkenzeit, von einem Kuruzzen, der auf unserem Weißschädelacker zu Tode kam usw. So wuchs mein Interesse für die Geschichte.“
1944 schloss Eduard Sauerzopf in Stegersbach die Hauptschule ab – mit der Note „Sehr gut“ nicht nur in Zeichnen, sondern auch in allen anderen Fächern. Eigentlich wollte er „Kunsttischler werden oder Baumeister oder gar Architekt. Meine Lehrer aber rieten mir, die Lehrerbildungsanstalt zu besuchen.“
Nach erfolgreicher Aufnahmsprüfung in Marburg trat er daher in die LBA Oberschützen ein, die jedoch bald kriegsbedingt nach Zell am Ziller verlegt wurde. Dort konnte er Ende Juni 1945 den ersten Jahrgang mit gutem Erfolg beenden.
Als Eduard Sauerzopf im Herbst 1945 in die Heimat zurückkehrte, war die Lehrerbildungsanstalt in Oberschützen geschlossen – und es dauerte ein Jahr, bis er seine Ausbildung in Wien-Strebersdorf fortsetzen konnte. In Strebersdorf, wo er gleich im dritten Jahrgang aufgenommen wurde, begann Eduard Sauerzopf mit der Führung von Tagebüchern, die er kurz vor der Matura auch mit (von den Portraitierten signierten) Zeichnungen seiner Lehrer illustrierte:
Unmittelbar nach seiner Matura am 3. Juni 1949 bemühte sich Eduard Sauerzopf um eine provisorische Anstellung als Lehrer, da die finanzielle Situation der Familie nach dem frühen Tod des Vaters (1948) noch angespannter war als zuvor. In einer satirischen Beschreibung seiner Maturaklasse, die sich in seinen Tagebüchern findet, bezeichnete er sich als „bankrotten Leonardo“, und auch aus seinem Ansuchen an die burgenländische Landesregierung geht der Ernst seiner finanziellen Lage hervor:
Die Zeit des Wartens auf eine Antwort der Schulbehörde verbrachte Eduard Sauerzopf nicht untätig, denn es war Sommer, und Sommerzeit ist Erntezeit. Folglich musste er in der Landwirtschaft der Mutter mit anpacken, und es war selbstverständlich, dass er auch der Verwandtschaft unter die Arme griff. Dass sein Ansuchen genehmigt wurde, erfuhr er am 31. August 1949, als er gerade mit seiner Schwester Maria und seinem Bruder Johann bei der Ollersdorfer „Julitante“ beim Dreschen aushalf:
Somit war Eduard Sauerzopf ab September 1949 als Lehrer tätig, zunächst an der Volksschule der kleinen, Stegersbach benachbarten Ortschaft Rohr, in die er auch verwandtschaftliche Beziehungen hatte. Doch bereits im folgenden Schuljahr kam er als Zeichenlehrer an die Hauptschule in Güssing. Die Lehrbefähigungsprüfung für Volksschulen legte er 1952 ab, 1955 die Lehramtsprüfung für Hauptschulen aus Bildnerischer Erziehung, Deutsch und Kurzschrift, jene für Englisch 1967.
In seiner Güssinger Zeit trug sich Eduard Sauerzopf mit dem Gedanken, die Akademie zu besuchen. Doch diesen Plan, der ihm finanziell ohnehin gewagt erschien, verwarf er bald, einen Schlaganfall seiner künftigen Vermieterin als Zeichen deutend.
Im September 1955 kam Eduard Sauerzopf interimistisch an die Volksschule in Neustift bei Güssing, mit dem 1. Oktober begann seine Zeit an der Hauptschule Jennersdorf, wo er bis zu seiner Pensionierung unterrichtete.
Ab 1968 widmete er einen Großteil seiner Freizeit dem von Feri Zotter gegründeten Kulturverein Neumarkt an der Raab: Als Chronist, Initiator der Musischen Sommerkurse und Betreuer von Gästen wie Peter Handke, H.C. Artmann, Gerhard Roth, Hildegard Joos oder Rudolf Schönwald reifte er in dieser Zeit vom Kunsterzieher zum Künstler:
„Die Teilnahme an allen Aktionen und Aktivitäten, ferner die Betreuung der Gäste und die Führung der Gästebücher als Dokumentation waren für mich eine Chance, im Geiste der Toleranz meine Perspektive, meinen Horizont zu erweitern und im Spannungsfeld zwischen Tradition und Erneuerung kreativ zu werden. Der Umgang mit Persönlichkeiten des kulturellen Lebens, mit den Gästen der Atelierhäuser, leitete einen Prozeß der Sensibilisierung ein und war für mich sozusagen eine Schule des Sehens.“
Die Neumarkter Künstlergäste „waren meine ärgsten Kritiker und sie waren sehr ehrlich. Dadurch sind mir einige Umwege erspart geblieben“, erinnerte er sich 1986 im Gespräch mit der Jennersdorf Zeitschrift „Kudlmudl“.
1978 wurde Eduard Sauerzopf in die Künstlergruppe Burgenland aufgenommen. Seine Zeichnungen wurden u.a. im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien, in der Burgenländischen Landesgalerie in Eisenstadt und in den Burgenländischen Kulturzentren ausgestellt. Im Ausland waren seine Werke in Slowenien (Murska Sobota), Italien (Rom), Ungarn (Szentgotthard), der Schweiz (Grenchen), in der Türkei (Istanbul) sowie in Deutschland (Hamburg, Bayreuth) zu sehen. Er war auch als Illustrator für Bücher und Zeitungen bzw. Zeitschriften aktiv, etwa für Wortmühle, Volk und Heimat (heute Kultur und Bildung) und steirische berichte.
Eduard Sauerzopf lebt in seinen Zeichnungen weiter: In treffenden Portraits, dynamischen Bewegungsstudien und eindrucksvollen Landschaftszeichnungen hat er gewissermaßen die Uhren angehalten. Seine Virtuosität mit dem Zeichenstift und prägende Begegnungen mit Alfred Schmeller, Feri Zotter, H.C. Artmann, Dietmar Grieser und vielen anderen Kunst- und Kulturschaffenden verschafften ihm einen Platz in der burgenländischen Kulturgeschichte.
In die Literaturgeschichte ging Sauerzopf als „Dichters Dienstmann“ ein: Als solchen bezeichnete ihn Dietmar Grieser in seinem Buch „Schauplätze österreichischer Literatur“, weil er Peter Handke als „Cicerone und Berater, Manager und Chauffeur“ diente, als dieser 1968 in und um Neumarkt an der Raab am Roman „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ arbeitete.