Neumarkt an der Raab 2014

Das Künstlerdorf widmet Eduard Sauerzopf ein Museum

Eröffnung: 22. Juni 2014

Der gelernte Lehrer Sauerzopf hat auch sich selbst benotet: Was ihm nicht so ganz gelungen schien, bekam eine 2; für besser befundene Werke markierte er, oft recht unauffällig, mit dem Kürzel 1-2; und die Blätter, die er für seine allerbesten hielt, ziert ein energisches Rufzeichen.

Für eine systematische Ablage aber blieb vor lauter Zeichnen keine Zeit, wie eine vom Jennersdorfer Bürgermeister Willi Thomas überlieferte Anekdote veranschaulicht: Anlass war dessen Wunsch, dem Vorgänger eine Sauerzopf-Ansicht der Stadt zu überreichen. Als er das Werk in Auftrag gab, hieß es: Das Motiv sei schon vorhanden – also quasi abholbereit. Doch nach stundenlanger erfolgloser Suche gab der Künstler auf: „Gemma! I zeichn“s no amol.“

Eine Sammlung aber gibt es, die Eduard Sauerzopf wirklich systematisch aufgebaut hat: Die – mittlerweile dem Burgenländischen Landesarchiv übergebene – Chronik über die Neumarkter Künstlergäste und Kunstaktivitäten. Letztlich sollte er über 30 Bände mit Zeichnungen, Fotos und Zeitungsberichten füllen, beginnend mit der Eröffnung des ersten Atelierhauses 1968. Dabei hat er, unterstützt von treuen Weggefährten wie Gottfried Pröll, Peter Sattler und Johann Lamm, das Geschehen im Künstlerdorf maßgeblich mitgeprägt. Es ist daher sehr erfreulich, dass der Kulturverein Neumarkt an der Raab nun genau diesen Ort zur Verfügung stellt, um mit einem Museum an die Kunst von Eduard Sauerzopf zu erinnern.

Zur Erinnerung an den Menschen Edi Sauerzopf sei Gottfried Pröll zitiert, der die erste Begegnung mit dem späteren Freund – 1959 im Zug nach Jennersdorf – in seinem Buch Auch Künstler sind Menschen (Edition Lex Liszt 12, Oberwart 1998) festgehalten hat:

In Bierbaum im Oststeirischen stieg ein junger Mann zu und fand mir gegenüber einen Sitzplatz. Sein Kopf fiel mir auf. Ein schmaler Schädel, kühn gewelltes Haar, buschige Brauen, darunter helle, wache Auen, die aber nicht Neugier ausdrückten, sondern Bereitschaft zum Kontakt, mehr noch: ein Angebot zu Beistand und Hilfe. Er schlug mir vor, die Plätze zu tauschen, damit ich in der Fahrtrichtung sitzen und so die Lafnitzauen besser sehen könne; er kenne die Landschaft aus vielen Fahrten zu Genüge. Nach einer Pause ergänzte er, da säße doch bestimmt wieder irgendwo Hans Fronius am Fluss und zeichnete. In dieser kurzen Szene des Kennenlernens war alles enthalten, was den Edi ausmacht, was ihn dann in Neumarkt befähigte, Dutzenden von Künstlern jeglicher Provenienz unersetzbarer Helfer, nicht wenigen Freund zu sein. Da war sein unaufdringliches, dennoch deutliches Offert, dienlich zu sein; da war ferner sein Eifer, seine Heimat ins rechte Licht zu rücken; da war schließlich sein Naheverhältnis zur Kunst.

Eduard Sauerzopf lebt in der großen Fülle seiner Zeichnungen weiter: in treffenden Portraits, dynamischen Bewegungsstudien und eindrucksvollen Landschaftszeichnungen hat er die Uhren quasi angehalten. Seine Virtuosität mit dem Zeichenstift und prägende Begegnungen mit Alfred Schmeller, Feri Zotter, H.C. Artmann u.v.a. verschafften ihm an deren Seite einen Platz in der burgenländischen Kulturgeschichte.

In die Literaturgeschichte ging Sauerzopf als „Dichters Dienstmann“ ein: als solchen bezeichnete ihn Dietmar Grieser in seinem Buch Schauplätze österreichischer Literatur, weil er Peter Handke als „Cicerone und Berater, Manager und Chauffeur“ gedient habe, als dieser 1968 in Neumarkt an der Raab Stoff für einen Roman sammelt – und sodann kein geringeres Werk als Die Angst des Tormanns beim Elfmeter schrieb.