Im Katalog „Eduard Sauerzopf, Zeichnungen“ – Museum des 20. Jahrhunderts, Wien – Schloß Esterházy, Eisenstadt (1977) schreibt Alfred Schmeller:
Keine Spur von Größenwahn. Hier zeichnet einer, ein Zeichenlehrer, also kein Naiver, allerdings ein Getriebener, der permanent zeichnet, Tag und Nacht, im Autobus und vor dem Fernsehschirm. Ich kenne ihn nun seit etwa zehn Jahren, und habe seine Entwicklung verfolgt, von den braven Stricheleien und Schraffierungen, die ein Zeichenlehrer gelernt hat und an seine Buben und Mädchen weitergibt. Er hat sich zu einem raschen Zeichner entwickelt, da das Wichtigste für ihn die schnelle Auffassung ist plus Wiedergabe. Das gilt für die schnell erfahrenen Landschaften (wenn die anderen im Touristenbus vor sich hindösen), das gilt für die Bäuerinnen bei der Arbeit in ihren typischen Bewegungen, das gilt aber auch für die Physiognomien, für die Gesichtszüge des Menschen, denen die besondere Aufmerksamkeit zugewendet wird.
Eduard Sauerzopf hat sich in den letzten paar Jahren einen ganz persönlichen Zeichenstil geschaffen, keinen modischen: darin verbinden sich rasche Erfassung mit Abkürzungsmitteln, wie sie im Barock üblich gewesen sein mögen. Das ist ja nichts Schlechtes. Sauerzopf weiß jedenfalls „um seine Grenzen“; seine Zeichnungen sind kontrollierbare Ergebnisse. Der Weg, die Spanne zwischen Anspruch und Erfüllung ist überblickbar. Eine kräftige Erfassung seiner Wirklichkeit mit den raschen Beobachtungsmitteln unserer Zeit. Seine Kürzelformen haben mehr Intensität als jene so mancher berühmter und überschätzter Zeitgenossen hierzulande, die längst in Routine und Langeweile erstarrt sind. Er hat Ermunterung nötig, und wenn er die nächste Stufe nicht erreich, dann hat er Pech gehabt.
In der Provinz über sich selbst hinauszuwachsen, ist gar nichts so Selbstverständliches. Das künstlerisch-methodische Denken regt sich, Bewegungsstudien werden in Serien angelegt. Insgeheim wurde Sauerzopf gefördert; er ist der Freund von Handke und Wanke, von Roth und Moldovan, Artmann und Schönwald. Hätten wir mehr solche Zeichenlehrer, stünde es gut um unsere Volksbildung. Sie ebenso wichtig wie die bohrenden, genialen Einzelgänger, die heute wie eh und je dünn gesät sind.